Altstadtspaziergang zum Valentinstag

Montag, 10. März 2025
Gut 40 Mitglieder und Freunde fanden sich trotz Kälte zum Altstadtspaziergang des Vereins für Ambulante Krankenpflege am Treffpunkt Kapuzineranlage ein.
Unser erstes Ziel war das ehemalige Landgerichtsgebäude, Mangoldstraße 6. Besitzerin Frau Holzinger-Hilt begrüßte die „Altstadterkundler“ und so wurde die Baugeschichte wie auch Nutzung des ehrwürdigen ehemaligen Behördengebäudes in Erinnerung gebracht. Die Hauschronik berichtet über die Jahrhunderte von einem häufigen Besitzerwechsel. Das Haus war lange Zeit im Besitz der Bürgermeisterfamilien Lang, Fischer und Schneid. Dieser Privatbesitz erstreckte sich im 16., 17. sowie im 18. Jahrhundert. Auch die Stadt Wemding erwarb mehrmals das stattliche Gebäude und vermietete dies zur Nutzung an die örtlichen staatlichen Behörden.
In der Besitzerliste taucht auch Joseph Meyer, Badbesitzer und Lammwirt im Jahre 1830 auf. Nach kurzer Zeit verkaufte Meyer seine Immobilie an den Staatsärar, und dieser nahm als Mieter die staatliche Forstverwaltung auf. Im Jahre 1834 kaufte die Stadt Wemding die Liegenschaft in bester Altstadtlage und übergab das Gebäude dem Staat zur Nutzung als Landgerichtsgebäude. Voraus ging das Bittgesuch der Stadt um Wiedererrichtung des an das Landgericht Monheim abgegebene Pflegegericht Wemding. Der Rat bat um einen Ersatz und Bewilligung eines Landgerichts Wemding. Die Stadt erbot sich, hierfür das erforderliche Gebäude und den Landrichter zu stellen und den Transport der Akten selbst zu übernehmen. Es wurde nachstehender allerhöchster Bescheid erlassen: „Seine königliche Majestät vermöge allerhöchsten Reskripes vom 26. August 1834 in Rücksicht auf die große Ausdehnung des Landgerichtes Monheim zur Erleichterung der Gerichtsassen und zur Beförderung der Amtsgeschäfte den Wünschen und Anträgen des Landrates des Rezatkreises entsprechend allergnädigst zu genehmigen geruht, dass einige Bestandteile von dem Landgericht Monheim getrennt und hieraus ein eigenes auch mit der Kriminalgerichtsbarkeit versehenes Landgericht zweiter Klasse unter dem Namen Landgericht Wemding errichtet werde, das seinen Sitz in der Stadt Wemding und aus den Landgemeinden Amerbach, Fünfstetten, Gosheim, Hagau, Huisheim, Laub, Nußbühl, Otting, Ronheim, Wolferstadt und Zwerchstraß bestehe. Einbezogen werden auch die unmittelbaren kgl. Landgerichtssassen, die sich in den verschiedenen Gemeinden der Herrschaftsgerichte Oettingen befinden, jedoch bisher zum Landgericht Monheim gerichtsbar waren. Ab 11. Oktober 1834 wurden ernannt als Kgl. Landrichter Josef Florian von Dall`Armi, als Aktuar Dr. Ulrich Baumann, bisher in Monheim, als Gerichtsdiener Franz Fuchs von Mühlhausen und als Gerichtsarzt Dr. Heßler.
Am 2. Juni 1835 kam Leonhard Josef Bayer aus Kaltenbrunn als kgl. Advokat nach Wemding. Der Stadtmagistrat versäumte nicht am 16. November 1834 eine Dankadresse an Sr. Kgl. Majestät zu übersenden. Die Herren Beamten des neuen Landgerichts wurden dann am 15. Januar 1835 durch den Kgl. Regierungskommissar Manz feierlich installiert in Anwesenheit der betr. Geistlichkeit, des Magistrats, der Gemeindevorsteher, der Lehrer etc.. Nur wenige Jahrzehnte wirkte das Landgericht Wemding. Schon im Jahre 1862 wurde das Amt aufgelöst und dem Landgericht Monheim zugeschlagen. Das Staatliche Forstamt behielt weiterhin im Gebäude seinen Dienstsitz. Dem jeweiligen Förster wurde eine Dienstwohnung im Amtsgebäude überlassen und weitere Vermietungen bestanden.
Nach dem II. Weltkrieg wurden 13 Mietparteien in die Mangoldstraße 6 eingewiesen, um der großen bestehenden Wohnungsnot am Ort zu lindern. Wegen der erheblichen Unterhaltskosten des Gebäudes trennte sich der Freistaat Bayern Ende der 50er Jahre von der Liegenschaft. Ernst Holzinger sen. erhielt den Kaufzuschlag und als Verkaufspreis musste er für das Staatliche Forstamt in der Hubertusstraße ein neues Haus bauen. Frau Holzinger-Hilt ging in ihren Ausführungen auf die jüngste Geschichte ein. Sie berichtete davon, dass ihr Großvater Ernst Holzinger nach Kauf der Immobilie umfangreiche Sanierungen an „Dach und Fach“ vornahm. Im Erdgeschoß sowie im I. Stockwerk wurden bauliche Veränderungen umgesetzt und es entstanden letztlich für die damalige Zeit attraktive Geschäftsräume. Im Jahre 1960 wurde das Textilfachgeschäft eröffnet und es ergab sich sehr rasch ein gute Kundenzuspruch. Als versierter Textilkaufmann konnte Ernst Holzinger Senior sowie sein Sohn Ernst Holzinger und später in der dritten Generation Helga Holzinger-Hilt das Textilfachgeschäft erfolgreich führen. Vorsitzender Gottfried Hänsel bedankte sich bei Frau Helga Holzinger-Hilt für die gewährte Gastfreundschaft und wünschte Familie Holzinger-Hilt für viele weitere Generationen im Hause Mangoldstraße 6 Glück und Freude.
Nach Spaziergang und Station im ehemaligen Landgericht Wemding und Textilhaus Holzinger fanden sich die „Stadterkundler“ gerne im Gasthaus „Zur Ente“ ein. Die gesellige Stimmung ließ nicht lange auf sich warten, nachdem 2. Vorstand Wilhelm Zech für beste musikalische Unterhaltung durch Auflegen von Schallplatten aus früherer Zeit sorgte. So kamen die Hits aus früheren Zeiten zur Geltung, wie: "17 Jahre blondes Haar, Tanze mit mir in den Morgen, Heisser Sand, Zwei Mädchen aus Germany und mit 17 hat man noch Träume.“
Nach Programmansage war ein Eintauchen in die Zeitepoche in Wemding nach dem Krieg, dem Aufblühen des Wirtschaftswunders Ende der fünfziger Jahre sowie den sich daraus ergebenden gesellschaftlichen Veränderungen angekündigt. Markant war der Zuzug von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen von rund 2000 Neubürgern in Wemding. Dies führte zunächst schon zu einem gemeinsamen Leben auf engsten Wohnverhältnissen, bedenke man, dass der damalige Wohngebäudebestand - gemessen zu heute in Wemding - ein Drittel betrug. Dies stellte für Bürgermeister Otto Bruckmeir und ab 1948 für Bürgermeister Engelbert Bayr eine Herkulesaufgabe dar. Sie mussten die Besitzenden einschränken, um den Ankommenden notwendigen Wohnraum zu geben. Anzuführen ist hier das kreative und soziale Wirken von Walter Thum, der mit einer gegründeten Handwerksgenossenschaft Flüchtlingen einen Berufsneuanfang eröffnete.
Wemding war als Ackerbürgerstadt geprägt und wies über 200 mittlere und in der Vielzahl kleinere landwirtschaftliche Hofstellen auf. Vielfach gab es zur Landwirtschaft noch die Kombination eines Handwerks hinzu, um den Nährstand für die Familie sichern zu können. Zum Beispiel führten Bäcker, Schmiede, Gastwirte, Schreiner, Sattler und Wanger noch eine kleine Landwirtschaft dazu. Der Land- und Viehhandel war für die ländlich geprägte Stadt Wemding von hoher Bedeutung. Die Landwirte aus den Nachbarorten wie auch aus Wemding benötigten im Frühjahr Saatgut und suchten nach Einbringung der Ernte einen guten Verkaufspreis. Die Landhändler am Ort waren Franz Pausch, Andreas Zech, Jakob Wenninger und die örtliche Baywa mit ihrem Aufkäufer Lamm. Auch der Viehhandel hatte in Wemding Tradition und die Viehkaufleute Löfflad, Lutz, Wagner Erwin Kilg, Otto Kilg und Matthäus Kilg verbrachten den erworbenen Viehbestand zum Bahnhof und per Zug ging es zum Schlachthof nach Stuttgart und Augsburg.
Mit zu erwähnen ist natürlich der wöchentliche Schweineferkelmarkt „Am Saumarkt“ (entlang der Weißenbachstraße) sowie der Taubenmarkt an der oberen Weißenbachstraße. Sehr wohl gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Wemding klassische Geschäfte mit den Branchen Textil, Schuhe, Lebensmittelsortiment, Drogerie, Haushaltswaren, Kurzwaren, Devotionalien, Gastronomie und natürlich Handwerksbetriebe Vollerwerb wie Schreiner, Schlosser, Metzger, Uhrmacher, Glaser, Elektriker, Zimmerer, Schmied, Sägewerk und Baumeister.
Der 13. im Monatskalender wies damals wie heute eine besondere Bedeutung auf. „Am Fatimatag“ kamen einst viele Pilger aus der nahen wie auch weiteren Region zum Gottesdienst in die Wallfahrtskirche „Maria Brünnlein zum Trost“. Mit acht Buden waren die Wemdinger Devotionalienhändler (Zech, Kaus, Wenger, Weißgerber-Batzenbäck sowie Trollmann) nahe der Wallfahrtskirche positioniert und boten Rosenkränze, Heiligenfiguren, Kreuze und Andenken sowie Eis an. Nicht nur die Gaststätte „Zur Wallfahrt“ wurde von den vielen Wallfahrern aufgesucht, sondern auch die Wemdinger Gastwirte hatten reichlich Mittagsgäste. Die Pilger nutzten den Nachmittag am Fatimatag für einen Stadtbesuch, um dort in den Geschäften für den täglichen Bedarf einzukaufen. Deshalb war der Einzelhandel auf den 13. im Monat fokussiert. Für die Wallfahrer aus der Umgebung war dies ein zusätzlicher freier Tag, ja ein Feiertag, um sich von der harten Arbeit der Landwirtschaft kurz zu erholen.
Der Wandel der Zeit erreichte auch Wemding und für die Arbeitssuchenden war es ein Hoffnungsschimmer, dass Ende der 40er Jahre (1948/1949) die Betriebsansiedlung der Textilwerke mit Fabrikant Dr. Emil Kreibich im ehemaligen Sägewerksareal Schneider (heutiger Betriebsstandort VALEO) gelang. Schon vor dem II. Weltkrieg führte Dr. Emil Kreibich in seiner Heimat in Schluckenau ein Textilwerk mit Schwerpunkt Weberei und Spinnerei. Er konnte einen Teil seiner mechanischen Webstühle rechtzeitig nach Bayern verlagern und nach seiner getroffenen „Standortwahl Wemding“ einen Neustart als Fabrikant wagen. Bis zu 600 Beschäftigte (Weber, Textilarbeiter und Hilfskräfte) fanden in den Werkshallen einen festen Arbeitsplatz. Die breite Bürgerschaft in vielen Orten und so auch in Wemding spürte jedes folgende Jahr nach der Währungsreform 1948 eine wirtschaftliche Lebensverbesserung. Mit bescheidenem und wachsendem Einkommen konnten sich die Familien zumindest satt essen und einmal in der Woche gab es einen Sonntagsbraten. In dieser Zeitepoche (1948 – 1970) bot das wachsende örtliche Busunternehmen Osterrieder für die Arbeitnehmer Busse zur wöchentlichen Anfahrt und Heimfahrt nach Stuttgart an, hinzu kamen die täglichen Arbeiterbusse zu den größeren Nachbarstädten Nördlingen und Donauwörth. Auch tägliche Werkbuslinien wurden eingesetzt, um das Unternehmen Schwarzkopf oder Werk Grundig, Georgensgmünd in der Nähe von Spalt anzufahren.
Die Druckerei Appl nahm an Bedeutung zu und der Gründungsstandort am Marktplatz bot der Eigentümerin Amalia Appl kein Entwicklungspotential mehr. Deshalb entschied sie sich zusammen mit Sohn Georg Heinrich Appl - zwischenzeitlich Miteigentümer - Mitte der 50er Jahre für eine Verlagerung des Betriebsstandortes an den Klosterweg. Schnell wuchs damals die Belegschaft auf 50 Mitarbeiter. Bruder Werner Appl und seine Gattin Roswitha übernahm das Schreibwarengeschäft und gliederte dazu das Schuhfachgeschäft mit breitem Sortiment. Dieser wirtschaftliche Umbruch vom Agrarstaat zum breiteren Arbeitsplatzangebot durch Werkansiedelungen im ländlichen Raum oder der vermehrte Bedarf im Dienstleistungs-segment führte zu sicheren Einkünften der Arbeitnehmer in Wemding und der Region.
Die örtliche Kaufkraft stieg dadurch an, dies entfachte eine breite Nachfrage um sich die Wünsche für eine bessere Wohnungsausstattung zu erfüllen. Dies kurbelte den Handel der örtlichen Geschäfte und des Handwerks kräftig an. Die Zuversicht, sich „etwas mehr leisten zu können“ wuchs und Bürgermeister Engelbert Bayr entschloss sich mit Unterstützung seines Stadtratsgremiums den Siedlungsumgriff „Sandfeldsiedlung“ westlich unterhalb der Harburger Straße planrechtlich auszuweisen und zu erschließen. So wuchs anfangs der 50er Jahre die Siedlung und die ersten Häuser entstanden in der Rottstraße und Trollmannstraße (1950). Wenige Jahre später wohnten in der ersten Siedlung der Stadt ca. 450 Bürger.
Das Fußballwunder von Bern löste in Wemding Begeisterung aus. Das viele Jahre abhandengekommene Selbstbewusstsein stellte sich bei den Deutschen während der Fußballweltmeisterschaft wieder ein. Als Helmut Rahn beim Finalspiel Ungarn-Deutschland das entscheidende Siegtor gelang, ergriff dieses Freudenerlebnis auch alle Wemdinger, insbesondere die Wemdinger Fußballer (Albert Konrad, Thaddäus Ströbele, Franz Roiderer, Eduard und Siegfried Janscha, Ludwig Lettenbauer, Georg Appl, Siebert, Hans Muschik, Toni Baierl, Trollmann, Berthold Bayer). Auch die Wemdinger Fußballer waren letztlich über Nacht gefühlte „Weltmeister“, deshalb feierten sie mehrere Tage zusammen im damaligen Vereinslokal „Zum Weißen Hahn“ mit ihrem Gastwirt und Fußballer Josef Meyer.
Kapitel „florierender Handel“ brachte zusätzlichen Aufschwung nach Wemding. Das kleine Wohlstandswunder in Deutschland kam auch in unser Städtchen. Die meist in Familienbesitz geführten Einzelhandelsgeschäfte zeigten sich geschäftstüchtig und sorgten für ein breites Warensortiment. Allen voran gingen die Textilfachgeschäfte Singer, Benedikter, Holzinger, Henkel und später Seefried sowie die Schuhfachgeschäfte Leo Xalter, Appl & Rösch mit Schuhen und Schreibwaren sowie Engelbert Xalter (heute Frau Göttler). Auch die gut sortierten Haushaltsfachgeschäfte einst Klara Osterrieder, später Fischer Arnold und Thea (Blinder Fischer), Alois Seehuber und Wilhelm Zech führten auswärtige Kunden nach Wemding. Und das einzige Kaufhaus Seefried (Volksmund Seefried-Dreher) wies ein breites Schirm- und Ledersegment sowie Schreibartikel auf. Geschäftsinhaberin Frau Anni Seefried, war eine ausstrahlungskräftige Frau mit sonorer Stimmlage. Zur Abrundung der Geschäftsvielfalt am Ort ist das Schreibwarengeschäft mit Leihbücherei Therese Hitzler zu nennen. Therese Hitzler war von kleiner Statur und konnte ihr „Hochregal“ nur mit einer schiebbaren Leiter erreichen. Die gut sortierten Schreibartikel fand sie ohne digitale Lagerbuchhaltung in Sekundenschnelle und so zauberte sie aus den Schubfächern die für die Schule notwendige Schreibfeder. Ein Einkaufserlebnis besonderer Güte war der Besuch in der damaligen Eisenwarenhandlung Handfest und später Burger. Frau Katharina Burger wies einen festen und zufriedenen Kundenstamm auf. Ihre Kunden kamen auch aus dem Ries zu ihr ins Geschäft, weil ihre Kaufwünsche in Nördlingen nicht erfüllbar waren. Meist konnte sie alle Kundenanfragen sicherstellen und war dies nicht möglich, durfte ihr Gatte Hermann eiligst nach Nürnberg zum Großhändler fahren. Als gebürtiger Franke kam ihm diese Besorgungsfahrt sehr gelegen.
Ein exzellentes Fachgeschäft und dies mitten in der Altstadt war die Fachdrogerie von Friedrich Held. Er führte mehr als 200 Artikel in seiner Drogerie, vom offenen Essig und Öl, bis zum Fisch im Fass meist am Freitag und natürlich dem passenden Lippenstift am Samstag für die schönsten Frauen von Wemding. Nebenan im Hof wirkte sein Bruder Xaver Held, seine Geschäftssparte war der Handel mit Heizkohlen. Die beiden Brüder waren in ihren Wesenszügen und ihrer Lebenseinstellung sehr verschieden. Zu der Hausgemeinschaft Held zählten noch die beiden Schwestern Elisabeth und Emmi. Die Gattin von Friedrich Held konnte diese besondere Lebenssituation nur mit preußischem Akzent bestehen und im Hause Held Gehör finden.
Viele Friseure (früher auch Bader genannt), sorgten für den gekonnten Herren- und Damenhaarschnitt. Wobei die Bader auch kleinere chirurgische Eingriffe vornahmen (Zähne ziehen und Blut schröpfen). Die Friseur-Salons Emmeram Bscher, Wilhelm Held, Albert Oppel, Hans Hirschbeck, Alois Held und Fritz Lammel hatten die Gabe für jeden „Kopf“ eine schöpferische Vollendung zu schaffen. Die beiden ortsansässigen Uhrmacher Karl Im und Anton Dürk waren vom Naturell sehr verschieden. Karl Im zog es gesellschaftlich zu seinen Freunden im Gesangsverein und Anton Dürk war ein leidenschaftlicher Schütze. Nach Geschäftsaufgabe von Karl Im eröffnete Manfred Brenner mit Gattin Marianne in der Mangoldstraße sein Uhrenfachgeschäft. Bei Anton Dürk übernahm Tochter Lydia Beyle mit ihrem Mann Dieter Beyle das Traditions-Optik-Uhren und Schmuckhaus.
Trinken und Essen hält immer noch Leib und Seele zusammen, dies galt auch in Wemding: Mit Kleidern und Schmuck kann man keinen Mittagstisch auftischen, aber in der Auswahl von 16 Lebensmittelgeschäften: - Feinkost Kilg, Andreas Zech, Karl Weingut, Elisabeth Mayer, Gubi am Marktplatz, Graf, Braun, Weinberger, Laber, Trollmann, Krause Emmi und Heinz, Schmidt Erna, Öhlschläger, Muhm, Osterrieder, Weißgerber, Rosi Seefried. Acht Bäckereien: - Weißgerber Josef, Maria Daigeler, Josef Fackler, Franz Schlecht, Rudolf Mühlbauer, Göbel – später Karl Weingut, Hans-Georg Seefried und Wuttich. Acht Metzgereien: Josef Schaucher, Carl Ziegelmüller, Eireiner und später Hans Hagenberger, Friedrich Schneider, Pius Veit, Klosterwirt Fackler, Sternwirt Trollmann, Mailänder früher Sartor und Hans Wagner. Bei zwei Molkereien in der Altstadt konnten sich die Hausfrauen mit frischen Lebensmitteln versorgen. Wo Milch und Honig fließt – da lass dich nieder ….
Ein fester Bestandteil in der Altstadt war die morgendliche Anlieferung der Milchkannen durch die Landwirte aus Wemding, Hagau, Amerbach und Wolferstadt zur Molkerei Mönch in der Nördlinger Straße. Der Familienbetrieb Mönch produzierte täglich frische Butter, Käse und Sahne. In der Milchhalle war neben dem Einkauf auch der Verzehr der Käsesorten sowie von Milchgetränken möglich. Im gleichen Gebäude mit eigener Eingangstür hatte Künstlerin Emma Mönch ihr Kunstatelier und sie bot ihre künstlerisch gefassten Stickwerke (Meßgewänder und Fahnen) und verzierten Kerzen zum Kauf an.
Einen großen Aufschwung verzeichnete Ende der 50er Jahre Metzgermeister Josef Schaucher, Inhaber des Gasthofes „Zur Sonne“ und Metzgereifachgeschäft. Mit zwei Köchen war sein Gasthof im Landkreis anerkannt. Dank seiner Qualität nahm ihn der Donauwörther Lebensmittelunternehmer Pröller als Lieferant für seine 100 Gubi-Filialen in Nordschwaben auf. Sein Wurst- und Fleischangebot war in der Region geschätzt. Leider gab es Ende der 80er Jahre ein geschäftliches Ende und die Liegenschaft erwarb zunächst die Augustiner Brauerei Familie Wagner aus München – heute La Fontana. Auch der Wandel der angestammten Berufe führte zu wirtschaftlichen Veränderungen: Aus dem Sattler entwickelte sich der Raumausstatter und die ortsansässigen Wanger eigneten sich das Schreinerhandwerk an. Oder gar Adolf Siebert seine Zukunft nicht mehr als Wanger sah, sondern sich als Hersteller von Ski einen regionalen Namen aufbaute.
Der einstige Hufschmied entwickelte sich durch den Einzug des Traktors zum Landmaschinenmechaniker – heute Josef Wenninger in der Langgasse - und der Schlosser erkannte seine Zukunft als Kraftfahrzeugmechaniker. So wurde aus der Schlosserei Leinfelder die VW-Vertragswerkstätte Simon Leinfelder, später Bernd Leinfelder und jetzt Ulrich Leinfelder. Ein vertrautes Bild gaben nach dem Krieg die Handtankstellen bei Leinfelder in der Weißenbachstraße, Leinfelder in der Nördlinger Straße und Schneid am Marktplatz. Später kam der Wandel zu den „großen Tankstellen“ wie ESSO – Simon Leinfelder, ARAL – Alois Leinfelder in der Bahnhofstraße, Wüst an der Monheimer Straße, Rösch an der Harburger Straße und Shell – Ralf Richter, Bahnhofstraße. Nichts ist beständiger als der berufliche Wandel. Vor 1950 beherrschten die landwirtschaftlichen Fuhrwerke gezogen von Pferden, Ochsen und Kühen die Innerortsstraßen. Dies veränderte sich zusehends. Fremde LKW`s fuhren Baustoffe oder Handelsware nach Wemding. Omnibus Osterrieder sorgte für den Pendlerverkehr nach Donauwörth, Nördlingen oder gar nach Stuttgart, Nürnberg und führte Werksverkehre zu Schwarzkopf nach Wassertrüdingen und zu Grundig nach Georgensgmünd aus. Wer erinnert sich noch, als die heutige Spedition Ludwig Michel in der Webergasse ihren Kohlenhandel führte, den Expressfrachtdienst vom Bahnhof abholte und die Waren dann örtlich zustellte. Die ersten LkW`s parkten noch in der Webergasse. Die weitere Expansion erfolgte dann schon auf dem Areal am Kapuzinergraben. Der nächste Expansionsschritt folgte mit der Gründung der Internationalen Spedition Ludwig Michel. Auch dieser Standort erwies sich bald als zu klein und die große Verlagerung ins Industriegebiet Schwalberholz zeichnete sich ab.
Ein weiteres Fuhrunternehmen wurde von Franz Leinfelder gegründet. Zuerst im Anwesen Bahnhofstraße 2 und nach seiner Heirat mit Maria, geb. Unger erfolgte rasch der Betriebs- standort an der Bahnhofstraße 21 mit Kfz.-Werkstätte und großem LKW-Parkhof. Sohn Franz Leinfelder vergrößerte das Logistik-Unternehmen und nahm einen weiteren Standortwechsel ins Industriegebiet Schwalberholz vor. Anton Eireiner einst Landwirt in der Vischergasse und später am Hartlhof begann stufenweise die Selbständigkeit als Brennholzlieferant und Sandabbaubetrieb in der Schwalberheide. Auf Grund der regen Bautätigkeit am Ort war sein Rohstoff „Sand“ sehr gefragt. Sein Sohn Anton erwarb Mitte der 60er Jahre seinen ersten LkW und die Erfolgs-geschichte nahm seinen Lauf. Heute beschäftigt das regionale Unternehmen gut 80 Mitarbeiter.
Die ausgewiesenen Siedlungen führten zu einer regen Bautätigkeit und das Bauhandwerk mit den verschiedenen Berufssparten sorgte auch für ein breites Arbeitsplatzangebot. Das Baugewerbe war in Wemding mit den Baugeschäften Karl Engelhard, Andreas Laber, Manfred und Robert Laber (Bartel) und Norbert und Gertrud Schneid zahlreich vertreten. Heute besteht das Baugeschäft Peter Schneid mit den weiteren Sparten Fließen und Baustoffhandel an der Bahnhofstraße. Das erste Elektrogeschäft wurde von Ing. Hammer am Johannisgraben gegründet, später Heinrich Schmidt. In den 50er Jahren kamen weitere Geschäftseröffnungen hinzu: Franz Langer und später Langer Herbert, Roiderer Franz, Ludwig Meyr, und Gebrüder Lachner Rudolf und Franz Lachner.
Zu Beginn der 50er Jahre sorgten zwei Sägewerke für zugeschnittenes Bauholz. Heute noch besteht das Sägewerk Johann Laber am Standort in der Forellstraße. Neu hinzu kam vor wenigen Jahren eine Zimmerei. Das Sägewerk Holler, später Jung, an der Bahnhofstraße hatte Bestand bis in die jüngere Geschichte um 1980. Den größten Sägebetrieb in Wemding betrieb aber Unternehmer Georg Schneider - heutiger Betriebsstandort VALEO. Mitte der 40er Jahre wurde das Sägewerk stillgelegt. Georg Schneider (auch Feierschorsch genannt) war vielseitig als Unternehmer tätig. So gehörte ihm auch das Hotel Birkhahn, war beteiligt an der damaligen Genossenschaftsbrauerei in Oettingen und führte zusammen mit Thea Schneid (Polsinger Weg) eine Schreinerei in Oettingen.
Das Zimmererhandwerk war auch in Wemding existent. Die Zimmerei Zimmermann und später Manfred Pfefferer war über Generationen in der Altstadt vertreten. Neu hinzu kam dann Oskar König und in der Nachfolge sein Sohn Reinhard König. Es war und ist guter Brauch, dass nach Fertigstellung des Rohbaus und des Dachstuhls ein Richtfest (genannt Hebauf) gefeiert wird. Zur guten Tradition spricht ein Zimmerer oben vom Dachstuhl dem Bauherrn zum gelungenen Werk seinen Glückwunsch aus. Im Anschluss daran lädt der Bauherr die Handwerksleute zum gemeinsamen Festmahl ein.
Das Auto wird dominanter Verkehrsteilnehmer auf den Straßen in Wemding: Früher hatten nur Fabrikbesitzer, Hausärzte und Tierärzte einen PkW. Da vollzog sich Ende der 50er Jahre ein spürbarer Wandel. Jetzt verfügten die größeren Handwerksbetriebe und Geschäftsinhaber einen PKW (Daimler 180, Borgward, BMW) Ein markantes Bild ist mir in bester Erinnerung: Frau Gertrud Binhammer, ausgestattet mit neuestem Hut, schicken Kleid, Lederhandschuhen fährt mit ihrem Opelkapitän kommend von der Hartsteinfabrik zur Altstadt und parkte in der Mangoldstraße ein, um im nahegelegenen Bankhaus (es muss die Volksbank gewesen sein und nicht die Privatbank*) die eingegangenen Tagesschecks der Hartsteinfabrik zur Gutschrift einzureichen.
In Begleitung war ihre Schwester Margret Burtscher und beide sorgen für eine besondere Aura, ja dies hatte absoluten Flair und Stil. Ihre weitere Schwester, Baronin von Daggenhausen, lebte mit ihrem Gatten Baron Harry von Daggenhausen im Nebenhaus auf der anderen Seite der Harburger Straße. (*Es gab wirklich in Wemding eine Privatbank, die im gemieteten Zimmer im Gasthaus Stern Kundenberatungsgespräche anbot. Dies war das Privatbankhaus Mötzel aus Nördlingen. Bankier Hermann Mötzel war auch häufig im Cafe` Fuchs anzutreffen und war dort gern gesehen.)
Das Wirtschaftswunder kam in Schwung und so konnte sich anfangs der 60er Jahre die Arbeitnehmerschaft sich den Traum vom eigenen Auto erfüllen. Die Kleinwageninvasion ergriff die Landstraßen, so auch in Wemding. Überall waren VW-Käfer, Lloyd, Goggomobil, Opel Kadett, Isetta-BMW und Glas aus Dingolfing in Wemding unterwegs.
Die Schlittenfahrt im Winter, sei dies am Büchel in der Altstadt, oder von der Robertshöhe aus bis in die Altstadt, oder gar vom Entenkeller über die Harburger Straße bis zum Schneidweg auf Höhe Elektro Franz Langer war endgültig passe`. Auch das Kapitel „Zur Sommerfrische in Wemding“ und Entwicklung zum „Staatlich anerkannten Erholungsort“ fand in der Nostalgiebetrachtung seine Erwähnung. Schon in den „Goldenen 20er Jahren“ des vorherigen Jahrhunderts warben die Wemdinger Gastwirte in Stuttgarter und Berliner Tageszeitungen. So stellte sich in den Gasthöfen „Zur Krone“, „Zur Ente“ „Birkhahn“, Hotel Meerfräulein oder Gaststätte „Zur Wallfahrt“ eine beachtliche Gästenachfrage ein, um zur Sommerfrische für zwei oder drei Wochen Wemding aufzusuchen. Der idyllisch gelegene Waldsee sowie der nahe gelegene Erholungswald mit „der Schönen Aussicht“ oder „Elisabethen-Ruhe“ dienten den Urlaubern für Kurzweil und Erholung.
Über Generationen, ja Jahrhunderte hinweg war das Kurhaus Wildbad mit den Schwefel-wasseranwendungen überregional bekannt. Nach Bau der Eisenbahnstrecke Wemding-Nördlingen (1906) konnten anreisende Gäste am Bahnhalt Wildbad 1,5 km vor Wemding aussteigen und sie wurden mit der Kutsche vom Hotelbetreiber abgeholt. Um auch Gäste in Wemding die Schwefelwasserkur anbieten zu können, ließ zum Beispiel der Kronenwirt Schwefelwasser in Fässern zu sich bringen und bot seinen Urlaubern ent-sprechende Badkuren in den Gästezimmern an. Dieser doch umsatzstarke Wirtschaftszweig erwachte wieder Ende der 50er Jahre und der erste ehrenamtliche Fremdenverkehrsdirektor Hans Voitel und später Ernst Theuerkauf versuchten in Zusammenarbeit mit dem Fremdenverkehrsverein und der Stadt mit gezielter Werbung Urlaubsgäste nach Wemding zu akquirieren. Bürgermeister Theo Knoll und Stadtrat förderten diesen Wirtschaftszweig, vor allem Gastwirte-Sprecher und Stadtrat Sepp Meyer sen. und Rudolf Singer sen. zeigten sich in ihrem Bestreben sehr rührig.
In der nächsten Generation traten ihre Söhne Sepp Meyer und Rudolf Singer im gleichen Eifer an und konnten sehr wohl Erfolge bei der Steigerung der Gästezahl und deren Verweildauer erreichen. Zwischenzeitlich wurde der Vereinsname auf „Lebendiges Wemding“ abgeändert. Dieser Erfolg beflügelte den Stadtrat 1980 sehr und führte dazu, das damalige Fremdenverkehrsbüro mit Rainer Brand hauptamtlich zu besetzen.
Das Traditionsgasthaus Meerfräulein und späteres Hotel Meerfräulein konnte sich in„vier Generationen Meyer“ als Hotel und Restaurant regional gut etablieren. Die beiden Küchenmeister Josef Andreas und sein Vater Sepp Meyer beweisen durch ihre konstante Küchenqualität ein ansprechendes Menü-Angebot, was letztlich zu einem breiten Zuspruch im Landkreis führt. Die Großeltern Sepp Meyer und Else Meyer haben das Gästehaus am Kinostandplatz gebaut und deren Sohn Sepp Meyer und Frau Judith erweiterte die Gastronomie mit dem neu geschaffenen Bräuhaussaal. Nach wie vor führt Familie Meyer in Wemding das Lichtspielhaus und durch umfangreiche Investition in den vergangenen Jahren bietet das Kino den Besuchern eine angenehme Wohlfühlatmosphäre.
Im Reigen der Gastronomiebetriebe nimmt das Gasthaus „Zur Wallfahrt“ mit rund 70 Beschäftigten einen bedeutenden Wirtschaftsrang im Landkreis ein. Dieses Wirtshaus „Zum Wallfahrtswirt“ wird nun in vierter Familiengeneration geführt, und der heutige Inhaber Alexander Trollmann hat von seinem Vater Paul Trollmann einen Gastronomiebetrieb in hoher Funktionalität übernehmen können. Die Säle und Gastwirtsstuben können bis zu 500 Gäste aufnehmen und dazu kommt noch in der Sommersaison ein Biergarten mit gleicher Kapazität hinzu. Es dürfte im ganzen Landkreis in der Größe keinen vergleichbaren Gastronomiebetrieb geben.
Unvergessen bleibt mir, dass mein Onkel Wendelin Ritter, (Wallfahrtswirt), täglich mit seinem Pferdewagen zur frühen Morgenstunde nach Wemding fuhr und beim Batzenbäck am Stadeltor in der „Kurzpark-Zone“ sein 1 PS-Fuhrwerk abstellte, um seine Besorgungen in der Stadt zu erledigen. Er lieferte die zwei Milchkannen in der Molkerei Mönch ab und kaufte beim Beck und Metzger seinen Tagesbedarf für sein Wirtshaus ein.
Hotel Birkhahn - Schieners, „Zur Krone“ Reinhold Birzele; „Zur Ente“ Pius Veit und seit vielen Jahren nun Thomas Veit; und Landhotel „Weißer Hahn“ einst Cilly Meyer und seit gut 20 Jahren Familie Riedel nahmen Urlaubsgäste sowie Geschäftsreisende auf. Über mehrere Generationen weisen diese Gastronomiebetriebe einen konstanten guten Pensionsbestand bis in die jetzige Generation auf. Birkhahn hat sich mit dem Apfelhof auf Garni-Angebot verändert und die anderen Anbieter leisten neben Übernachtungsangebot auch das gängige Restaurantangebot.
Zum Schluss der Nostalgiebetrachtung „Wie Wemding einst aufblühte“ darf ich noch auf das gesellschaftliche Leben der Bürger eingehen. Die Wemdinger aus der damaligen Zeitschilderung erbrachten unter schwierigeren Bedingungen als wir es uns denken können ihr Tagwerk, um ihren Nährstand und Existenz zu sichern. Sie mussten fleißig arbeiten, ja hart arbeiten; aber sie hatten auch Zeit für die Muse, um den Feierabend gemeinsam mit den Nachbarn auf der Bank vor dem Haus oder auf der Gasse beim Ratsch zu genießen, miteinander zu reden und ihren Abendtrunk sich schmecken zu lassen.
Der geliebte Hoigarta auf der Bank vor der Haustür war im Sommer eine geliebte Tradition. Dies brachte einen inneren Frieden und viele hatten fast das gleiche Lebenslos. „Zu wenig um im Überfluss zu leben und zu viel um zu sterben.“ Das Gesellschaftsleben Wemdings trugen dominant auf jeden Fall die Stammtische in den Wemdinger Wirtshäusern – Hotel Meerfräulein, Landhotel Weißer Hahn, Zur Ente, Goldenes Kreuz, Zur Krone, Hotel Birkhahn, Cafè Fuchs, Gasthaus zum Ochsen, Gasthaus Adler, Restaurant zum Rosenhain – bei. Bei der ganzen Aufzählung darf das Wirtshaus Traube in der Weißenbachstraße nicht fehlen. Die Stammtische waren häufig bis auf den letzten Platz besetzt und die Krüge waren meist über den Bierstrich gefüllt. Früher gab es je nach Stand und Vereinszugehörigkeit einen Gesellschaftstag. Der Geistliche Stand, die Freien Berufe, das Lehrerkollegium, die Hand-werksmeister sowie die Gesellen haben sich in ihrem Kreis wiederkehrend im Stammlokal verabredet. Am Montag traf sich der Geistliche Stand im Goldenen Kreuz, die Bauern fanden sich am Sonntagabend im Gasthof „Zur Krone“ ein und Kolping waren am Sonntag nach der Kirche im Weißen Hahn und ganz früher im Birkhahn. Dagegen verabredeten sich die Hofgutsbesitzer (Krucker, Steigerwald, Schörger, Leonhard, Schmutz) zum Herrentag ins Lamm.
Die Fußballfreunde hatten bei Sieg und Niederlage stets einen Grund zur Einkehr. Früher im Weißen Hahn, dann bei Trollmann im Stern und später bei Trollmann im Ochsen. Im Hotel Meerfräulein waren die Bürgerschützen zuhause und die Gesangsfreunde kamen zum Vereinskollegen Sepp Meyer zum Abendtrunk nach überstandener Gesangsprobe. Die Wildschützen waren im Gasthaus „Zur Ente“ heimisch. Im ganzen Reigen darf natürlich das Cafè Fuchs nicht fehlen. Das Traditions-Cafè war ein fester Begriff und Bestandteil des Wemdinger Gesellschaftslebens. Die Vielfalt der Gäste aus Wemding und der weiteren Region sowie die entstandenen Anekdoten könnte mehrere Buchwerke gut füllen. Die Wemdinger Künstler Johannes Engelhardt, Manfred Laber, Luitgard Im und ihr Bruder Studienrat Karlheinz Im sowie ein Freundeskreis von Konditormeister Johann Fuchs und seiner Gattin Berta haben zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten das Cafè gerne besucht, um sich Kurzweil zu gönnen und über die Zukunft „der weiten Welt“ zu sinnieren. Vielleicht träumten sie auch, wann der erste Wemdinger zum Mond reisen kann? Jedenfalls erzählt Wilhelm Zech gerne über seinen Nachbarn Johann Fuchs, von dem er häufig eine Kugel Eis spendiert bekam. Feinste Torten und Kuchen und im Sommer Eiskaffee oder Früchtebecher mit Sahne waren schon ein besonderer Gaumengenuss im Cafè Fuchs. Die legendären Faschingsbälle des Tennisvereins waren ein gesellschaftliches Mussereignis mit viel Glamour. Aber auch die Hausbälle im Hotel Meerfräulein oder die Vereinsbälle waren gesellschaftliche Höhepunkte im Jahreslauf.
Zum Schluss des nostalgischen Eintauchens in die Wemdinger Wirtschaftswunderjahre bekamen die Akteure des Abends Wilhelm Zech und Gottfried Hänsel dankbaren Beifall. Vorsitzender Gottfried Hänsel verteilte anschließend an jede Dame eine Rose zum Valentinstag. Alle waren sich einig, dass dieser Abend viel Erlebtes aus damaliger Zeit wachrief und gedanklich als Film mit bunten Facetten ablief.
Ja, in Wemding war die „Welt“ noch in Ordnung, die Menschen konnten noch miteinander reden auch wenn nicht jede Geschichte unbedingt so zu traf, wie man davon sprach.
(Text: Gottfried Hänsel)