"Wir gehen optimistisch in die Zukunft" - Jahresinterview Bürgermeister

Mittwoch, 11. Januar 2023

Herr Dr. Drexler, das Jahr 2022 geht in diesen Tagen zu Ende. Wie blicken Sie darauf zurück?

Es ist schwierig. Zu Jahresbeginn hatten wir uns daran gewöhnt, mit Corona leben zu müssen und wollten in diesem Jahr eigentlich zu einem relativ normalen Alltag zurückkehren. Der Optimismus war auch deutlich zu spüren. Doch Putins Krieg stellte unsere gesamte Gesellschaft vor völlig neue Probleme. Vieles, woran wir uns gewohnt hatten, was wir als selbstverständlich ansahen, stand plötzlich in Frage. Hier ist zunächst die große Politik gefordert – aber auch wir als Kleinstadt sind herausgefordert, auf die neue Lage zu reagieren.

Welche Baumaßnahmen wurden in Wemding 2022 umgesetzt und vorangebracht?

Zunächst erwarben wir Altbauten in der Innenstadt und am Johannisgraben. Damit haben wir für künftige Planungen mehr Spielraum. In diesem Zusammenhang wirbt die Stadt auch für die Nutzung der zahlreichen Fördermöglichkeiten. Im Baugebiet Birket konnte die Verschleißschicht aufgebracht werden. Für unser neues Feuerwehrhaus fand der Spatenstich statt, zuletzt gingen die Arbeiten zügig voran. Auch kleinere Maßnahmen, die den Alltag angenehmer machen, wurden realisiert: Zum Beispiel zwei Trinkbrunnen und neue Fahrradständer sowie Pflanztröge in der Altstadt oder auch das Handkneippbecken am Johannisweiher

Auch die Landesgartenschau hat Wemding sehr beschäftigt.

Stimmt, das war über längere Zeit ein großes Thema. Auch wenn unsere Bewerbung am Ende auf Grund unseres klar begrenzten Finanzrahmens nicht ausgereicht hat, so wurden im Laufe des Verfahrens doch viele Ideen entwickelt, die wir jetzt ohne finanzielles Risiko und ohne Zeitdruck in der ein oder anderen Form umsetzen können. Damit bringen wir Wemding weiter voran.

Kulturell und in Sachen Veranstaltungen war nach den Corona-Jahren auch wieder mehr möglich.

Genau. Gerade für unsere Jugend war 2022 ein Meilenstein. Endlich konnten Räumlichkeiten bezogen werden, die für diese Altersgruppe vielseitige Aktionen ermöglichen. Das „JuMi“ (Jugend miteinander) im ehemaligen „Kreuzkeller“ ist unter Leitung von Jugendarbeiterin Maren Kriegler ein Treffpunkt für 11- bis 16-Jährige. Auch die Tagespflege der Caritas-Sozialstation im Haus „Verecunda“ wurde eröffnet. Über dieses Betreuungs-Angebot für unsere Seniorinnen und Senioren freue ich mich natürlich auch sehr. Der für unsere Stadt sehr wichtige Fuchsien- und Kräutermarkt fand nach zwei Jahren Zwangspause ebenfalls wieder statt. Die Gewerbeschau im Gebiet Stadelmüllerweg war ein voller Erfolg.

Musikalisch gab es in diesem Jahr ebenfalls einige Höhepunkte. Stellvertretend möchte ich das Konzert des Gebirgsmusikkorps nennen, dazu die Veranstaltungsreihe „Musik am Marktplatz“. Hinzu kam das sehr gut besuchte, erstmals durchgeführte Open-Air-Kino am Johannisweiher. Hunderte Schützen aus ganz Schwaben strömten zum Bezirksschützentag nach Wemding.

Auf was können sich die Wemdinger sowie Besucherinnen und Besucher nächstes Jahr freuen?

Wir sind sehr glücklich, dass 2023 endlich unsere Schäffler wieder tanzen können. Diese überregional bedeutende Veranstaltung ist für den 12. Februar angesetzt. Die mehrfach verschobene Tribute-Show „Tina – The Rock Legend“ über Tina Turner findet nun am 29. März statt. Ansonsten planen wir viele kleinere Feste, Aktionen und Termine, die unsere Stadt ausmachen. Ein prägender Termin steht am 9. September an: Die vierte Steinsetzung bei unserer Zeitpyramide auf der Platte.

Welche Projekte hat sich die Stadt 2023 vorgenommen?

Die größte Maßnahme ist sicherlich der Weiterbau des neuen Feuerwehrhauses. Bislang gehen die Arbeiten gut voran und wir liegen im Kostenrahmen. Nach Fertigstellung haben wir dann auch in der Innenstadt neue Perspektiven. Zudem wollen wir im nächsten Jahr die Planung für die Sanierung des Kindergartens St. Marien entscheidend voranbringen. Diese ist von großer Bedeutung, da das Gebäude sehr in die Jahre gekommen ist. Wir wollen unseren Kindern für die Zukunft eine optimale Betreuung bieten. Ähnlich sieht es mit Blick auf die Leonhart-Fuchs-Grund- und Mittelschule aus. Dort steht ebenfalls eine Generalsanierung an, bei der wir als größter Partner im Schulverband beteiligt sind.

Neben diesen großen Maßnahmen dürfte es noch weitere Vorhaben geben.

Natürlich. So werden wir die Planungen für das Johannisweiher-Areal intensivieren, das frühere Wasserhaus wird bereits saniert. Als starker Wirtschaftsstandort können wir an der kleinen Umgebung weitere Gewerbeflächen anbieten, für das Baugebiet Birket IV läuft die Aufstellung des Bebauungsplans. Der Hochwasserschutz wird im Kanalbereich in Sachen Starkregenereignisse forciert – auch mit Blick auf den 2024 startenden Glasfaserausbau. Zudem haben wir stets nötige kleinere Straßensanierungen im Auge, in Amerbach kommt die Fortführung der Dorferneuerung dazu. Trotz aller Vorhaben gilt es natürlich, stets die städtischen Finanzen im Blick zu behalten.

Wie gehen Sie hinsichtlich der aktuellen Krisenlage vor?

Wir stellen uns den Herausforderungen. Um für einen möglichen Blackout gewappnet zu sein, haben wir zwei Notstromaggregate bestellt. Unsere Stadthalle als zentrale Anlaufstelle wurde bereits notstromfähig gemacht. Zudem werden in Zukunft Heizhäuser gebaut, um etwa das neue Feuerwehrhaus oder den sanierten Kindergarten St. Marien eigenständig versorgen zu können. Gemeinsam mit einem externen Partner möchten wir auch ein Fernwärmenetz aufbauen. Und zu guter Letzt setzen wir vermehrt auf Photovoltaik. Unser Vorteil bei den geplanten Projekten: Wir haben sowohl die nötigen Flächen wie auch viel Wald im Besitz der Stadt. Also Sie sehen: Wir gehen optimistisch in die Zukunft!

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