Tradition in Wemding

Traditionen haben auch bei der Wemdinger Bevölkerung einen hohen Stellenwert. Genau deshalb werden verschiedene Veranstaltungen in unterschiedlichen Zeitabschnitten regelmäßig gefeiert.

Schäfflertanz

Schäfflertanz Wemding

Der Schäfflertanz, der ein in Bayern verbreiteter Zunfttanz der Schäffler ist und seinen Ursprung im 16. Jahrhundert hat, wird auch in Wemding traditionell gefeiert. Das verbriefte Recht zur Aufführung dieses Tanzes hat die Wemdinger Schäfflervereinigung, als eine der wenigen bayerischen Vereinigungen noch heute. Den Tanz führten die Schäffler („Fassmacher“) auf, um der Bevölkerung nach der Schreckenszeit der Pest wieder Mut zu machen, auf die Straßen zu gehen.

Von München aus verbreitete sich die heutzutage seltene Tradition vor ca. 150 Jahren nach Wemding. Der Wemdinger Schäfflertanz ist ein direkter Ableger des Münchner Schäfflertanzes. Damals nahm der Wemdinger Schäfflergeselle Johann Uhl während seiner Wanderjahre am Münchner Schäfflertanz teil und brachte so das Wissen mit nach Wemding. Dies war um die Zeit nach dem Kriege 1870/71. Seit dieser Zeit pflegen die Wemdinger ihren besonders schönen und aufwendigen Schäfflertanz mit viel Liebe und Idealismus.

Im 7-jährigen Turnus findet der von der Wemdinger Schäfflervereinigung organisierte Tanz statt und wird an ausgewählten Stellen in der Altstadt aufgeführt. Bestandteil der Vorstellung sind verschiedene Tanzelemente: „Schlange", "Laube“, "Kreuz", die beeindruckende „Krone“ und zum Abschluss das anspruchsvolle „Changieren“.

Im Mittelpunkt stehen die 20 Tänzer mit ihren buchsgebundenen Bögen und der Kronenträger. Weitere Akteure sind der Gambrinus (Schutzpatron der Brauer), der auf einem mannshohen Holzfass thront und das Symbol für die vollendete Arbeit der Fassmacher ist, das Münchner Kindl, das an die Herkunft des Tanzes erinnert und Geissböcke, die den Tänzern unter den Menschenmengen Platz zum Tanz verschaffen. Das große Fass, das in Wemding mitgeführt wird, ist ein Original aus dem Keller des ehemaligen Kreuzwirts. Es konnte so vor der Zerstörung geretten werden. Mit dabei sind auch einige Kasperl, die mit ihren Späßen für Stimmung sorgen und bei den Gästen einige Groschen als Spende für die Schäffler einsammeln.

Am 12. Februar 2023 war es zuletzt soweit, dass die etwa 70 Mitwirkenden der Wemdinger Schäfflervereinigung ihren Tanz präsentierten und ein buntes fröhliches Bild und gleichzeitig ein Stück Geschichte auf Wemdings Straßen brachten! Gerade nach der Corona-Pandemie hätte der historische Bezug nicht besser sein können. Bei strahlendem Sonnenschein wurden die Massen in die Altstadt gelockt.

Der Tanz wird traditionsgemäß am Sonntag vor Faschingssonntag aufgeführt. Die Vorfreude ist bereits heute groß auf den nächsten Schäfflertanz im Jahr 2030!

Pestprozession

Pestprozession

Sie ist ein kirchliches, gesellschaftliches und kulturelles Großereignis, wie es in Süddeutschland äußerst selten anzutreffen ist: Die Pestprozession in Wemding. Die Einwohner der schwäbischen Kleinstadt erinnern alle 20 Jahre mit ihrem Gebetsmarsch in die 15 Kilometer entfernte Nachbarstadt Oettingen zur St.-Sebastian Kirche an einen Schwur ihrer Vorväter aus dem Jahr 1647. Der Wemdinger Magistrat hatte in einem Gelübde festgehalten, in regelmäßigen Abständen die Pestprozession abzuhalten und dem heiligen Sebastian eine große Pestkerze zu opfern, wenn ihre Ortschaft zukünftig vom "schwarzen Tod" verschont bleibe. So kam es – und bis heute wird die Tradition und Geschichte dieses Ereignisses gepflegt. Am 5. Mai 2012 war es zuletzt soweit: In festlicher Prozession sind zahlreiche Wallfahrer von Wemding nach Oettingen gepilgert, um am Altar des heiligen Sebastian ihre Votivkerze zu entzünden.

Angeführt wird die Prozession von der Pestkerze, traditionell getragen von den unverheirateten Männern der Kolpingfamilie. Gestaltet wurde die Kerze von den Schwestern des Wemdinger Karmelitinnen-Klosters. Im Jahr 2012 war sie mit der Inschrift „Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand“ versehen. Bereits einige Zeit vor der Prozession bringt die Kirchengemeinde die Kerze mit einem kleinen Kirchenzug in die Stadtpfarrkirche St. Emmeram. Dort können die Gläubigen sie aus der Nähe betrachten.

Fatimatage

Wallfahrtsbasilika Maria Brünnlein

Ein wiederkehrender Feiertag zum Gedenken der Marienerscheinungen im portugiesischen Fatima an jedem 13. eines Monats in der Wallfahrtsbasilika Maria Brünnlein. In Wemding wird der Tag ab den politischen Unruhen 1933 durch Gebete für Frieden zelebriert. Die beiden Brüder Bartholomäus Eisenlohr (Pfarrer bei Donauwörth) und Franz Eisenlohr (Lehrer) riefen die Fatimatage ins Leben. Am 13. Juni 1933 pilgerten sie nach Maria Brünnlein. Mit ihnen zog zum Ärger des NS-Regimes eine Vielzahl Gläubiger zur Wallfahrtskirche, um das Gnadenbild zu verherrlichen.

Trotz der Umstände zur Zeit des Dritten Reichs und den Einschränkungen ausgehend von der Regierung bleiben die Fatima-Tage bis heute erhalten. Der Fatimatag wurde bereits über 900 mal gefeiert und Maria Brünnlein dürfte damit wohl der Ort sein, an dem in Deutschland am längsten diese Gebetstage abgehalten werden. Fatima erfährt auch heute noch enormen Zuspruch der Bevölkerung.

Prozession an Vorfatima

Zelebriert wird am Vor-Fatimatag (12. jeden Monats) eine Lichterprozession vom historischen Marktplatz zur Wallfahrtsbasilika Maria Brünnlein. Am Fatima-Tag selbst finden zahlreiche Gedenkgottesdienste und Andachten mit Gläubigen, Pilgern und Besuchergruppen aus der gesamten Region statt. Die Gottesdienstzeiten werden vom Wallfahrtsbüro veröffentlicht.

Turmblasen zum Jahreswechsel

Turmblasen Stadtpfarrkirche

Zum Jahresabschluss und Einläuten des neuen Jahres bläst die Jugend- und Stadtkapelle Wemding traditionell hoch oben über den Dächern Wemdings aus der Türmerstube. Die Stube in knapp 60 m Höhe auf dem Kirchturm von St. Emmeram war über Jahrhunderte hinweg vom Stadtürmer bewohnt, der über die Stadt wachte. Gleichzeitig war der Stadtangestellte zuständig für die Stadt- und Türmermusik. Bis ins Jahr 1599 wird das Bestehen zurückdatiert.

Das heutige Turmblasen beruft sich auf das damalige Bestehen der Turmmusik und wird seit dem 1200-jährigen Stadtjubiläum Wemdings nach einer Pause wieder jährlich von den Musikerinnen und Musikern der Jugend- und Stadtkapelle traditionell durchgeführt. Ein letztes Mal im Jahr kann den Klängen einiger Melodien gelauscht werden, während sich die Zuhörer auf einem der schönsten Marktplätze in Schwaben versammeln.

Beginn des Turmblasens ist im Anschluss an den Jahresabschlussgottesdienst der kath. Pfarrgemeinde in der Stadtpfarrkirche St. Emmeram. Die Gottesdienstzeit entnehmen Sie dem Wemdinger Amtsboten.

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